Wenn mir in meinen früheren Praktika in unterschiedlichen Großunternehmen jemand die Anweisung gegeben hätte, »Du bist als nächstes für den Blog zuständig«, dann wär ich wahrscheinlich los und hätte einen Notizblock besorgt. Heute bin ich bei der arsmedium group – einer Marketingagentur. Hier ist das alles etwas anders.
All meine bisherigen Arbeitserfahrungen habe ich in größeren Unternehmen oder Konzernen gesammelt. Das heißt auf gut Deutsch, ich saß immer auf der »anderen« Seite. Auf der Seite, die anscheinend die Macht hat, kurzfristig Entwürfe und Änderungen anzufordern. Die Seite, auf der man – glaubt man der Masse – geregelte Arbeitszeiten hat und auf der sich die Arbeitgeber um einen kümmern. Eben nicht auf der Agenturseite, wo Arbeitnehmer anscheinend ständig Überstunden ansammeln, gemacht werden muss, was der große Kunde fordert und in welcher ein ungeheurer Konkurrenzkampf herrscht.
Ganz ehrlich – das war auch mein Bild von Agenturen und großen Unternehmen. Meine Freunde verstärkten dieses Bild weiter, da Kommentare auf meinen Agentureinstieg meist wie folgt lauteten:
»Wirklich?«
»Bist du dir sicher?«
»Du weißt schon, was das heißt?«
»Aber schaff bloß rechtzeitig den Absprung!«
Und da stand ich nun. Hätte es nicht einen »Überzeuger« gegeben, der mich in mehreren Gesprächen umgestimmt hat (ja, tatsächlich auch etwas überredet hat) arsmedium eine Chance zu geben, wäre ich heute nicht hier.
Nichtsdestotrotz war es gar nicht so einfach, hier unvoreingenommen anzufangen. Deshalb war ein Probetag eingeplant. Dieser sollte mir die Möglichkeit bieten, erste eigene Einblicke zu sammeln und die Stereotypen zu hinterfragen. Und das hat dieser Tag auch geschafft – ich war tatsächlich positiv überrascht, hatte aber selbstverständlich trotzdem noch meine Zweifel.
Mittlerweile bin ich knapp fünf Monate in der Agentur und immer noch froh, hier zu sein. Natürlich ist der Probetag nicht der Alltag. Hier wird viel und hart gearbeitet, aber gleichzeitig hat man eben auch Spaß, da gemeinsam an einem Strang gezogen wird.
Was die Arbeit angeht, geht es hier digital zu. Und das heißt: schnelllebig. Hier können Entscheidungen nicht Wochen oder Monate dauern, bis sie durch alle Hierarchieebenen durch sind. Durch kurze Entscheidungswege wird hier alles schnell geklärt. Folglich muss aber auch jeder ran, seine Leistung bringen und schnell und zielstrebig arbeiten. Im Team und auch alleine. Nur so kommt man eben auch voran. Fortschritt statt Stillstand. Kreativität statt Bürokratie. Handeln statt Reden.
Nun ja, und da vieles eben schneller geht, kam auch die Frage »Wie wär's mit dem Blog?« relativ früh auf mich zu. So ist das nun mal in einer Agentur. Oder besser – hier. Wer will, der darf. Genau das kann natürlich zu Beginn auch schwierig sein. Selbstverständlich ist es einfacher, wenn man die ersten Wochen und Monate erst einmal für das Kaffeekochen und Drucken zuständig ist. Die Aussage »Sieh das Ganze wie einen Spielplatz, tob dich einfach aus«, stellt einen Frischling wie mich auch vor die große Frage: »Und womit fang ich an? Schaukeln? Rutschen? Sandburgen bauen?«
Genau das ist die Herausforderung. Ich freue mich aber schon drauf! Kaffeekochen kann der Vollautomat nämlich auch ganz gut.
Ach ja, in meinen ersten Wochen habe ich übrigens mit dem Schaukeln angefangen. Dazu baue ich bereits gemeinsam mit meinen Kollegen an Sandburgen und habe das Seilspringen noch für mich entdeckt.