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Die Kunst, das passende Bild zu finden

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Disclaimer: Bei arsmedium liegt mein Schwerpunkt im Content Management. Viele meiner hier geschilderten Erfahrungen beziehen sich daher auf private Website- und Blog-Projekte und infolgedessen auf kostenfreie Bilddatenbanken. Für kommerzielle Bild-Recherchen habe ich meine geschätzte Design-Kollegin Effi befragt.

 

Wie stellt mensch einen Hacker bildhaft dar? Ein Mensch, eigentlich fast immer ein Mann, sitzt mit Sturmhaube vor seinem Laptop. Das mutet in gewisser Weise ziemlich lächerlich an, denn schließlich ist davon auszugehen, dass ein Hacker nicht anders als jede:r x-beliebige Internetuser:in aussieht. Allerdings zeigt es eine verbreitete Herausforderung bei der Bildrecherche: Wie finde ich ein passendes Bild für mein Thema, das womöglich total abstrakt ist? Wir gehen auf Spuren- und Lösungssuche.

Abstrakte Themen

Bilder sind alles in der digitalen Welt. Ganze Netzwerke wie Instagram leben nur von Bildern; Texte ohne Bilder oder sonstige Illustrationen sind nicht mehr vorstellbar. Leider ist es oft nicht einfach, ein passendes Bild zu finden, wenn das Thema visuell schwer greifbar ist. Abstrakte Themen gibt es aus Design-Sicht viele, zum Beispiel:

  • Unternehmerische Werte wie Team-Zusammenhalt oder Service-Orientierung,
  • überhaupt fast alle Tätigkeiten, bei denen Menschen in ihrem Arbeitsalltag „nur“ vor einem Computer sitzen und nicht etwa eine Maschine bedienen,
  • Nachdenkprozesse (eine sehr klassische Form eines Blogartikels ist der Tagebucheintrag),
  • politisch-philosophische Konzepte wie Gleichberechtigung oder Demokratie,
  • Gefühle wie Angst oder Scham,
  • u. v. m.

Und jetzt? Wir geben trotzdem unser Bestes, denn wir brauchen ja die Bilder. Es gibt typische Service-Bilder mit strahlenden Menschen am Telefon, typische Team-Bilder, auf denen Menschen in Business-Klamotten gemeinsam um einen Tisch versammelt sind, oder eben typische Hacker-Bilder vom Mann in Sturmhaube oder tief ins Gesicht gezogener Kapuze. Während die Business-Bilder meist einen cleanen, hellen, freundlichen Hintergrund haben, ist der vom Hacker eher dunkel und mysteriös gehalten.

Stereotype in Endlosschleife

So verständlich diese Herangehensweise ist, birgt sie aus meiner Sicht die Falle, immer gleiche Stereotype zu reproduzieren. Die Business-Menschen sind fast immer jung oder junggeblieben, weiß und attraktiv, dabei dürfte das die Wirklichkeit in den wenigsten Büros widerspiegeln. Auch die Bilder mit den nur männlichen* Hackern lassen mich eine Verzerrung vermuten – Männer* sind sicherlich in der Überzahl, da Informatik derzeit eher ein männlich* dominiertes Fach ist, aber dass es überhaupt keine Frauen* unter ihnen gibt, erscheint mir fragwürdig. Und auch wenn die Berichte über Hacks sicherlich nicht Nachwuchs-Empowerment betreiben möchten, stellt sich für mich dennoch die Frage, warum die Realität derart eindimensional abgebildet wird.

Klar, manchmal muss es schnell gehen. Manche Websites möchten möglichst eingängig und ohne Sollbruchstellen funktionieren, da gibt es dann sehr viele solcher Fotos. Bei vielen Projekten hilft es meiner Erfahrung nach, ein Bewusstsein für diese Thematik zu entwickeln. In den meisten Bilddatenbanken gibt es durchaus auch andere Models eventuell nicht gleich unter den ersten 30 Treffern, aber weiter hinten dann schon. Es kann auch helfen, gezielt die Such-Parameter zu verändern, da schließlich nichts dagegenspricht, ein Thema, das einem wichtig ist, auch mal zu forcieren.

Beschränkungen durch Guidelines

Etwas anders verhält es sich bei größeren Unternehmen: Hier gibt es meist Design-Guidelines, die eingehalten werden müssen. Diese können alle Aspekte der Bildauswahl – die Farben, die Motive, die Bildsprache – betreffen. Zudem sind, je nach Größe des Unternehmens, meist mehrere Personen in den Prozess der Bildauswahl involviert, die jeweils von einem Bild überzeugt werden müssen.

Wenn es also von vorneherein ein festes Regelwerk gibt, kann eine kreative Herangehensweise und die Arbeit mit Metaphern eine gute Option darstellen. So geschehen in einem meiner vorigen Artikel zur Digital Gender Gap: Anstatt irgendein Loch oder einen Graben zu zeigen (gap bedeutet wörtlich übersetzt Lücke), entschieden sich die Kolleg:innen aus dem Design für zwei Athleten, was neben der Geschlechterkonkurrenz auch die Dynamik des Themas gut zeigt, wie ich finde.

Kamera, mit der Essen fotografiert wurde

Gesellschaftlich schwierige Themen

Dann gibt es noch die Themenbereiche, die nicht unbedingt abstrakt, sondern deswegen schwierig zu bebildern sind, weil es fast schon Tabu-Themen in der Gesellschaft sind, zum Beispiel negative Gefühle während der Schwangerschaft oder Tod. Ein weiteres typisches Beispiel ist die Menstruation – die Diskussion um den Bluttropfen-Smiley in der Smiley-Auswahl habe ich bereits hier beschrieben. Auf medizinischen oder gesundheitsorientierten Seiten wird das Thema sinnigerweise regelmäßig aufgegriffen, aber große Teile des Bildmaterials versuchen, rot gefärbtes Wasser zu vermeiden. Obwohl das Thema damit super eindeutig und vor allem authentisch bebildert werden könnte.

Glücklicherweise bin ich nicht die Einzige, der das auffällt. Um Abhilfe zu schaffen, hat die Menstruationsplattform Vulvani einige Fotos unter Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung gestellt. Ich hoffe, dass es auch in Zukunft weitere Aktivist:innen und Unternehmen geben wird, die solche Projekte ins Leben rufen.

Regionale Themen

Abhängig von der präferierten Bilddatenbank ist die internationale Ausrichtung mehr oder weniger stark. Das kann gleichermaßen hilfreich wie hinderlich sein. Kürzlich bei der Suche nach „Lebkuchen“ habe ich festgestellt: Diese werden als Gingerbread ins Englische übersetzt. Damit konnte ich sie zwar in den internationalen Datenbanken suchen, bekam als Ergebnis allerdings sehr viele Lebkuchenmenschen, da die runden oder eckigen Lebkuchen eine typisch deutsche Spezialität zu sein scheinen.

Ich habe im Falle der Lebkuchen mehrere Päckchen von ihnen gekauft, selbst zur Kamera gegriffen und einige Fotos auf Vorrat produziert – Lebkuchen mit Mandeln drum herum, mit Lichtern im Hintergrund oder mit Buch. Damit habe ich eine Art Mini-Bilddatenbank für mein (privates) Projekt geschaffen, wodurch ich nicht bei jedem Artikel von Neuem die Suche nach einem passenden Bild starten muss. Für professionelle Foto-Produktionen gibt es entsprechend auch professionelle Fotograf:innen.

Eine weniger aufwändige Möglichkeit besteht darin, sich gerade für regionale Themen noch weitere Bilddatenbanken zu suchen. Regional ist hier durchaus im großen Stil gemeint – amerikanische Häuser haben beispielsweise eine andere Bauweise als solche im deutschsprachigen Raum. Und selbst wenn es nicht um Architektur geht, nehmen Betrachter:innen trotzdem den Hintergrund eines Bildes wahr. Gerade bei traditionellen Marken ist dann eine andere Bilddatenbank die bessere Lösung.

Tipps für authentischere Fotos

Kurz zusammengefasst empfehle ich folgende Schritte für möglichst passende Fotos:

  1. Kritischen Blick entwickeln
    U
    m beispielsweise zu verhindern, dass immer wieder derselbe Typ Mensch abgebildet wird (wie es in der Werbung meiner Meinung nach noch viel zu oft gemacht wird, aber das ist ein anderes Thema), können interne Leitlinien viel bewirken. Eventuell hilft auch ein Wechsel der präferierten Bild-Datenbank – persönlich bin ich mit Unsplash meist sehr zufrieden, da ich auch den Ansatzpunkt der frei zugänglichen Fotos sehr schätze. Gerade bei bestehenden Corporate Identities ist allerdings oft jegliche Veränderung eine Herausforderung. Hier hilft dann oft nur:
  2. Um die Ecke denken
    Kreativität muss nicht immer dadurch ausgelebt werden, dass mensch ein tolles eigenes Bild kreiert. Es kann auch bedeuten, die perfekte Metapher für ein Thema und damit ein genau passendes Bild zu finden.  
  3. Sharing is caring
    Womöglich gibt es bereits ein Projekt, das Fotos zur Verfügung stellt oder angestoße
    n werden möchte. Gerade wenn eine Website sich um ein einziges Thema dreht, kann es sich lohnen, hier ein Netzwerk aufzubauen.
  4. Eigene Fotos produzieren
    Bei
    entsprechenden Ressourcen sind eigene Fotos eine gute Option, um die Fotos genau so zu erstellen, wie sie aussehen sollen.

Leider ist die Bildersuche damit immer noch kein Selbstläufer. Wenn es eine Tätigkeit gibt, für die ich regelmäßig sehr viel mehr Zeit benötige, als ich vorher geplant habe, dann ist es Bildrecherche. Allerdings lohnt sich das auch, denn kongruente Text-Bild-Sprache sorgt für erhöhte Glaubwürdigkeit, wie eine Studie festgestellt hat. Bilder sind schon lange keine Textergänzung mehr, sondern eigenständige Informationsträger – was insofern nicht verwunderlich ist, da unser Gehirn visuellen Input um einiges schneller verarbeitet als textlichen. Die Kombination aus Text mit einem dazu passenden Bild trägt nochmal mehr zum Verständnis des Inhalts bei, da das Gehirn hier auf zwei verschiedene Arten angesprochen wird. Ich kann also nur empfehlen, die vielen Stunden Recherche auf sich zu nehmen und Website-Fotos einzusetzen, die wirklich gut zum Inhalt passen.

 

* Ich verwende Sternchen, um darauf hinzuweisen, dass die Begriffe Männer und Frauen in diesem Artikel nicht als biologisches, sondern als soziales Geschlecht verwendet werden, und es mehr als nur zwei Geschlechter gibt.

autor.

Autorenbild Hanna Hartberger

Beim Jahr 2017 merkte man schnell, dass es politisch denkwürdig werden würde. Hanna wusste, dass sie sich nicht nur wegen berühmter Persönlichkeiten daran erinnern würde. Sie entschied sich nämlich im selben Jahr für einen neuen Karriereschritt und wechselte zu arsmedium ins Content Management.

Wieder zurück in der fränkischen Heimat lebt sie sich hier nun bei verschiedensten Online-Projekten aus. In einem früheren Leben hat sie zwar Buchwissenschaft und Germanistik studiert, aber die Verlockungen des World Wide Web faszinierten sie schon im Studium, bis sie ihnen im Laufe ihres Arbeitslebens völlig erlag. Die zertifizierte Online-Marketing-Managerin ist sowieso der Ansicht, dass zwischen Internet und Verlagswesen keine allzu großen Unterschiede bestehen – guter Content hat in beiden Bereichen die besten Chancen, sich durchzusetzen. Getreu diesem Motto kennt sich Hanna mit Content-Erstellung jeglicher Art aus und stellt den neuen Content am liebsten auch gleich online. Selbst wenn die x-te Änderungsrunde einer Seite diskutiert wird, kann sie das nicht aus der Ruhe bringen, denn:

»Nichts ist beständiger als der Wandel.«
Heraklit, vielleicht auch Charles Darwin

Auch das private Interessenspektrum unserer Allrounderin ist schier unendlich: Es reicht von Fotografie bis Menschenrechte, von Feminismus bis Low-Carb-Backen, von Serien-Binge-Watching bis Bloggen. Und natürlich möchte sie irgendwann die Weltherrschaft erringen.

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