Jeder, aber wirklich jeder, spricht von der digitalen Transformation. Es sei keine Zukunft mehr, sondern Gegenwart, man müsse sich dieser annehmen, um den Anschluss nicht zu verpassen und zukunftsfähig zu bleiben. Sie bedeute ein komplettes Umdenken im Unternehmen und so weiter und so fort. Ignorieren geht nicht mehr. Schachspielen mit festen und gewohnten Regeln, abwechselnden Zügen und viel Zeit dazwischen ist so was von vorbei. Das Spiel, das jetzt gespielt wird heißt Speed-Tetris: Die Blöcke kommen auf uns zu und wir müssen sie alle koordiniert in Einklang bringen, um schnell auf die nächsten Blöcke reagieren zu können. Soll heißen: Die Schonzeit ist vorbei, wir sind mitten drin in einer Umwälzung, gegen die die industrielle Revolution wie ein Sturm im Wasserglas daherkommt. Das Gute ist: Jeder redet über die digitale Transformation. Schlecht ist: Wenige verstehen, was es eigentlich bedeutet. Kommen Sie mit und erfahren Sie, wie man sich der digitalen Transformation annimmt und sie richtig und gezielt umsetzt ...
Ich arbeite nun schon seit 11 Jahren an digitalen Projekten vieler Marken, für die ich den digitalen Wandel begleiten und mit vollziehen durfte. Doch bis heute ist mir noch kein Beitrag untergekommen, der einfach und verständlich erklärt, was die digitale Transformation genau ist, was sie bedeutet und warum es tatsächlich eine Transformation ist. Also nehme ich dieses komplexe Thema selbst in die Hand: aus Erfahrung und Praxis eine einfache und nachvollziehbare Erklärung zum Umgang mit dieser Buzz-Wolke zu liefern.
Ich will dabei sehr pragmatisch Schritt für Schritt vorgehen, wie es sich bei einem Projekt gehört. Da ich aus dem Marketing komme, werde ich auch anhand dessen die Erklärung wagen und sehen, welche Auswirkungen der Transformationsprozess auf die Unternehmen hat. Los geht’s:
Teil 1: Die Digitalisierung verstehen
Teil 2: Status Quo und die Bedeutung der Marken in der digitalen Welt
Teil 3: Bedeutung der Digitalisierung für das Marketing
Teil 4: Transformation verstehen und implementieren
Teil 5: Die Zukunft
Die grundlegenden Veränderungen, die mit der Digitalisierung eingetreten sind, sind auch die grundlegenden Eckpfeiler für die Veränderungen im und um das Unternehmen herum. Die Veränderungen sind in vier Schritten erfolgt, die zusammengenommen einen sehr großen Einfluss auf uns als Privatperson sowie auch als Unternehmen haben. Diese Schritte gilt es zu verstehen und deren Bedeutung für jedes einzelne Unternehmen und das dazugehörige Geschäftsmodell zu analysieren.
Schritt 1: Digitale Daten
Durch die Digitalisierung aller Daten konnten wir auf einmal alles von verschiedenen Orten aus bearbeiten, die Daten zur Verfügung stellen und mit diesen weiterarbeiten. Das hatte natürlich Auswirkungen auf den Umgang mit Daten: Komplett neue Möglichkeiten der Datenbe- und –verarbeitung sowie der Entwicklung und Erstellung von Produkten und/oder Leistungen. Diese neuen Optionen dienen als Basis der digitalen Transformation.
Schritt 2: Digitale Daten & Vernetzung
Durch das Internet und die Möglichkeit, alles mit allem und jeden mit jedem zu vernetzen, war es möglich, Daten, Ideen und Leistungen schneller und ohne jegliche physikalischen Barrieren zu entwickeln, auszutauschen, anzubieten und tatsächlich auch zu produzieren. Damit standen die Unternehmen wieder vor der Frage, wie sie das für sich nutzen können und müssen. Das hatte vor allem aber eine enorme Auswirkung auf die Nutzer. Denn von nun an können sie entscheiden, wann, wie und über was sie sich informieren wollen und wo sie diese Informationen abrufen. Das ist einer der wichtigsten Punkte der digitalen Transformation, denn dieser führte zur Emanzipation der Kunden. Es reichte nun auf einmal nicht mehr für ein Unternehmen, einfach nur Botschaften auszusenden und darauf zu warten, dass die Produkte gekauft werden. Nein, der User kann nun selbst entscheiden, was er wo kauft, warum er das kauft, was hinter jeder Marke steckt und: was andere von der Marke halten. Auf der anderen Seite hinterlassen die User eine enorme Menge an Informationen und Daten durch ihr digitales Verhalten, welche in der Zukunft zu der wichtigsten Währung für Unternehmen werden – schon seit geraumer Zeit heißt es daher: »Data is the new oil«. Hier also wieder ein Teil der Transformation, mit der die Unternehmen umgehen mussten. Dazu aber später mehr...
Schritt 3: Digitale Daten, Vernetzung & sozialer Austausch
Durch die Entstehung der Sozialen Medien konnten sich die Nutzer natürlich nicht nur miteinander vernetzen, sondern auch selbst Inhalte, Meinungen, Bewertungen und Informationen anderen zur Verfügung stellen und so auch andere Nutzer beeinflussen. Also konnten viele Marken nicht mehr entscheiden, welche Informationen und Inhalte wo auftauchen und wie sich diese verbreiten. Plötzlich standen die Marken vor der Herausforderung, tatsächlich mit den Kunden, Partnern, anderen Interessensgruppen und auch Kritikern in einen echten Dialog zu treten. Das hat die gesamte Kommunikation und Interaktion der Unternehmen auf den Kopf gestellt.
Schritt 4: Digitale Daten, Vernetzung, sozialer Austausch & Mobile
Das mobile Internet ist die letzte wichtige Veränderung in der digitalen Transformation – denn es hebt die Grenzen von Zeit und Raum auf. Alles ist nun von unterwegs aus jederzeit möglich. Das hat vor allem eine starke Wirkung auf die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen mit den Teilnehmern am Markt agieren und auf die Interaktion reagieren können und müssen. Das komplette Marketing wird mit den Usern gemeinsam entwickelt (denken Sie an Co-Creation und Co-Production), neue Wettbewerber aus teilweise komplett anderen Sparten tauchen auf und greifen ganze Geschäftszweige an.
Hält man sich diese vier wichtigen Veränderungen vor Augen, ist ein Umdenken und Überdenken in den Unternehmen zwingend. Beachten und bedenken Sie, welchen Einfluss diese Veränderungen auf Ihr Geschäftsmodell haben – und zwar über alle Bereiche des Unternehmens hinweg. Dann haben Sie eine Basis für die nötigen Änderungen in Ihrem Unternehmen.
Diese Änderungen, ganzheitlich übertragen auf das Unternehmen, führen tatsächlich zu einer Transformation in den Unternehmen. Was das für die Marken bedeutet, erfahren Sie im nächsten Teil »Status Quo und die Bedeutung der Marken in der digitalen Welt«.