5G verbreitet Corona, Kondensstreifen beeinflussen unsere Gedanken und Echsenmenschen regieren die Welt – die ja bekanntlich flach ist.
Warum haben Teile unserer Gesellschaft Weltanschauungen, die der Rest als Spinnerei wahrnimmt? Weil wir gern schnell denken.
Grundsätzliches: Schnelles und langsames Denken
Unser Gehirn trifft Entscheidungen gern auf Grund von Erfahrungen – also unterbewusst. Das spart Zeit und verbraucht vor allem wenig Energie. Natürlich denken wir auch bewusst, rational, analytisch – also langsam. Das erfordert aber Anstrengungen. Anstrengungen, die unser Gehirn so gut es geht versucht zu vermeiden.
Kognitive Fehler
Beim schnellen Denken stützen wir uns auf Annahmen und unterliegen damit Fehlern. Jeden Tag bei jeder Entscheidung. Diese kognitiven Fehler machen wir uns auch im Marketing zunutze. Je nach Kontext (und Autor) nennt man sie anders: Behavior Patterns, Bias oder kognitive Verzerrung …
Diese kognitiven Fehler wirken sich auf Kleinigkeiten aus: Menschen können sich z. B. in einem Online-Shop nicht entscheiden, wenn die Auswahl zu groß ist (Paradox of Choice), merken sich etwas eher, weil es sich reimt (Rhyme-as-Reason Effect) und kaufen ein Produkt, nur weil sie denken, es wäre gleich ausverkauft (Scarcity).
Das gleiche Prinzip der kognitiven Fehler hilft auch zu verstehen, warum einige Menschen empfänglich für Verschwörungstheorien sind und eher Köchen und Sängern glauben, statt der Wissenschaft. Kurz gesagt: Das Gehirn versucht Komplexität zu vermeiden und neigt dazu, sich die Welt »einfach« zu machen. Das ist bei komplexen Themen jedoch gefährlich.
Kognitive Fehler als Treiber von Verschwörungstheorien
In diesem Zusammenhang gibt es eine schier endlose Liste an wichtigen Denkfehlern. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit haben wir die wichtigsten fünf ausgesucht – schon allein, weil unser Gehirn Aufzählungen liebt.
- Cognitive Ease oder kognitive Leichtigkeit
Wie eben schon beschrieben, ist das Vermeiden von Denken unser größter Einflussfaktor. Im Kontext von Verschwörungstheorien wird dieser besonders deutlich: Bevor ich versuche, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, kann ich sie auch einfach nicht beachten bzw. ignorieren.
- Reactance oder eben Reaktanz
Menschen lassen sich nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Wenn man sie zu sehr drängt, bringt man sie dazu, genau das Gegenteil zu tun. Das gilt besonders im Zusammenhang mit dem persönlichen Freiheitsempfinden: Ab dem Zeitpunkt, an dem ich meine Freiheit zu sehr beschnitten sehe, reagiere ich mit einer aktiven Abwehrhaltung.
- (Social) Default Bias
Wenn Menschen selbst keine fundierte Entscheidung treffen können, bevorzugen sie die »Default-Variante«. Bei Meinungen ist das am ehesten die Meinung der Gruppe, der ich mich gern zugehörig fühle.
- Bandwagon Effect oder auch Mitläufer-Effekt
Menschen gehören gern zu einer Gruppe – und am liebsten zu der Gruppe, die auf der Gewinnerseite steht. Für viele bedeutet das, dass sie lieber auf der vermeintlich selbstbewussten Seite von Corona-Leugnern stehen, als zu der Gruppe zu gehören, die sich aktuell vor einem tödlichen Virus schützen muss.
- Confirmation Bias oder auch Bestätigungsfehler
Wir haben den Hang dazu, Informationen eher wahrzunehmen und als relevanter zu bewerten, wenn diese unserer Erfahrung entsprechen. Kurzum, wenn du mir etwas erzählst, das ich eh schon denke, glaube ich dir eher, als wenn du meiner bisherigen Meinung widersprichst.
Jeder Mensch versucht so oft wie möglich schnell zu denken. Wichtig ist nur, dass wir uns unserer Denkfehler bewusst sind. Denn dann können wir in wichtigen Momenten reflektieren und die Folgen der Fehler vermeiden.