STRATEGIE

Öfter mal 'nen Punkt machen.

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Unsere Stimme ist ein Organ, das jeden Tag im Einsatz ist. Grund genug, dass nicht bloß Opernsänger und Radiosprecher ihr ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken: Es kommt nicht allein darauf an, WAS wir sagen, sondern auch, WIE wir etwas sagen. Ein Element steht dabei in diesem Artikel im Mittelpunkt: Das Satzende.

Neulich wollen eine Freundin und ich einen Tisch in einem edlen Restaurant reservieren. Nachdem wir uns über Tag und Uhrzeit einig geworden sind, greift meine Freundin zum Hörer. Und ich werde Zeugin einer faszinierenden Verwandlung:

Aus der überzeugten Frau wird in wenigen Sätzen ein junges Mädchen, das mit einem zwei Oktaven höheren Stimmchen in den Hörer spricht und jeden Satz scheinbar mit einem Fragezeichen beendet.

»Ähm ja, wir hätten gerne einen Tisch für zwei Personen?«
»18 Uhr auf den Namen Meiwald, danke?«

Dieses Phänomen kann ich bei einer anderen Gelegenheit auch bei einem Mitarbeiter beobachten: Immer heller, immer leiser wird seine Stimme, während er mit einer Kollegin telefoniert.

»Alles klar... Super... So machen wir’s... Bis dann... Ciao?«

Warum passiert uns das immer wieder?

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Gründe für Piepse-Stimme: Angst, Sex, Chamäleon

Ein möglicher Grund ist selbstverständlich die Nervosität.

Bei Aufregung schnürt sich gerne mal die Kehle zu, wird trocken und gereizt, man schnappt nach Luft und bekommt schwer einen Ton heraus. 

Ein Verhalten, das wir insbesondere im Tierreich beobachten können, setzt sich auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation fort: Höhere Stimmlagen werden allgemein als weniger einschüchternd wahrgenommen. Demnach vermuten Männer hinter eher feinen und zarten Stimmen kleine Körper – und damit eine geringere Bedrohung für sich selbst.

Machen wir uns mit hohen Piepse-Stimmen also »harmloser«, wenn wir darin einen gesellschaftlichen Vorteil wittern?

Oder war meine Freundin während der telefonischen Tischreservierung vielleicht gar sexuell angezogen von der Stimme ihres Gesprächspartners?

Forschungen haben ergeben, dass Frauen ihre Stimme besonders dann heben, wenn sie mit Männern sprechen, die sie attraktiv halten. Fraglich ist jedoch, ob das am Telefon genauso funktioniert.

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Zuletzt wäre da noch die Empathie.

Wird die eigene Stimmlage – bewusst oder unbewusst – an die einer anderen Person angepasst, signalisiert man damit die Bereitschaft, sich auf das Gegenüber einzulassen und anzunehmen, was sie gesagt hat. In der Psychologie spricht man hierbei vom »Chamäleon-Effekt«: Indem sich Mimik, Gestik, Stimme, Wortwahl, Haltung etc. aneinander angleichen, wird eine soziale Bindung und Vertrautheit aufgebaut – man wird sich gegenseitig sympathischer.

Es mag bisweilen Vorteile haben, mit der Stimme ein wenig nach oben zu gehen. Häufig hört man Frauen in einer Tonlage sprechen, die leicht höher ist als ihr natürlicher Tonfall – weil sie dadurch süßer, harmloser, aber eben auch: unsouverän erscheinen. Im professionellen (beruflichen) Umfeld ist das meistens kontraproduktiv. Hier gilt: Menschen mit tieferen Stimmen wirken kompetenter und vertrauenswürdiger. Die Verknüpfung von tiefer, lauter, deutlicher Stimme mit Autorität und Durchsetzungsstärke ist kulturhistorisch fest in uns verankert.

Will man sich diesen Effekt nun zunutze machen, sind großartige stimmliche »Verrenkungen« gar nicht notwendig. Denn schon wer in seiner normalen Stimmlage (egal wie hoch oder tief sie liegen mag) spricht, vermittelt Selbstbewusstsein und Sicherheit.

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Die Stimme prägt die akustische Corporate Identity

Wer in einem Unternehmen arbeitet, repräsentiert es nach außen mit seinem Auftreten, auch mit seiner Stimme. Am Telefon konzentriert sich das Gegenüber vollkommen auf sie – kein Blickaustausch, keine Geste und kein anderer Reiz lenken von ihr ab. Auf dieser Basis gründet sich bisweilen die Vorstellung über das Aussehen und den Charakter des Gesprächspartners. Und nicht zuletzt über das Bild, das man von einem Unternehmen bekommt. Wie oft haben wir uns schon über einen Internet-Anbieter geärgert, weil uns die näselnde Stimme des Callcenter-Mitarbeiters auf den Wecker ging?

Obwohl die Stimmlage im Sales-Bereich den höchsten Stellenwert besitzt, zieht sich ihre Wichtigkeit durch viele Gebiete des Berufsalltags: Vom Erstkontakt über Präsentationen, Schulungen und Vorträge bis zur Durchsetzungsfähigkeit in Teams, Bewerbungs- und Mitarbeitergesprächen und in den zwischenmenschlichen Bereich.

 

Mit wenigen Punkten lässt sich der Umgang mit der eigenen Stimme behutsam in die richtigen Bahnen lenken:

  • In Gesprächen bewusst darauf achten: runter mit der Stimme. Wenn das Ende des Satzes ständig wie eine Frage klingt, wirkt man schnell unsicher oder wird nicht ernstgenommen. Wollen wir nicht? Wollen wir nicht.
  • Häufig beginnen wir einen Satz und versuchen, alle folgenden und sich daraus ergebenden Gedanken noch unterzubringen, wodurch ein furchtbar komplizierter Schachtelsatz entsteht, an dessen Ende die Stimme oben bleibt, weil wir uns selbst nicht mehr sicher sind, wie er nun begonnen hat und ob wir wirklich mit dem richtigen Verb abgeschlossen haben? – Hier heißt es also: Lieber kurze, prägnante Aussagesätze machen. Punkt.
  • Gerade wenn wir aufgeregt sind, sprechen wir, um unangenehme Stille oder peinliches Schweigen zu vermeiden. Aber Stille muss nicht unangenehm sein: Sie gibt Zeit, gerade Gehörtes zu Verarbeiten und darüber nachzudenken. Damit ist sie ein wichtiger Bestandteil einer fruchtbaren Konversation. Daher heißt die Devise: Mut zur Pause!

 

Man muss nicht in einem Callcenter arbeiten, um die eigene Stimme ein wenig zu schulen. Eine kleine Prise Aufmerksamkeit hilft, einen wichtigen Aspekt in der täglichen zwischenmenschlichen Kommunikation ein wenig zu kultivieren. Kann nicht schaden, oder? Will sagen: Kann nicht schaden. Oder.

 

Quellen / Zitate:

https://www.welt.de/wissenschaft/article115597469/Welche-Stimmlage-Frauen-und-Maenner-attraktiv-finden.html
http://www.wiwo.de/erfolg/karriere-die-richtige-stimme-macht-erfolgreich/6328712.html#image
http://www.n-tv.de/ticker/Beruf/Hohe-Stimme-als-Karriere-Killer-Vorlese-Ubungen-helfen-Frauen-article5697991.html

Weiterführende Literatur:

Bazil, Vazrik; Piwinger, Manfred: Über die Funktion der Stimme in der Kommunikation. Abrufbar über
http://www.piwinger.de/aktuell/FunktionDerStimeInDerKommunikation.html

Kuhnke, Elizabeth: Mit Überzeugungskraft zum Erfolg für Dummies. WILEY-VCH Verlag GmbH, Weinheim 2012
Tonger-Erik, Lily: Actio: Körper und Geschlecht in der Rhetoriklehre. De Gruyter, Berlin/Boston 2012

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