Jeder kennt die Problematik der Musikindustrie: Das Internet hat den Markt derart intensiv umgekrempelt, dass die Branche am finanziellen Abgrund steht – weil die Hauptkonsumenten von Musik nicht im Traum auf die Idee kommen, für Musik zu zahlen.
Gibt’s doch schon immer kostenlos zum Download im Internet. Straftatbestand hin oder her.
Das Web hat ein großes Handicap: Es war von Anfang an frei und kostenlos. Und zu Beginn ging es praktisch jedem Unternehmen in erster Linie darum, möglichst viele Menschen möglichst oft auf die eigene Website zu bringen – was kostenloser Content wunderbar leisten kann. Aber die schnellen Erfolge haben Unternehmen blind gemacht. Blind, dass sie stillschweigend anerkennen, ihre Produkte und Leistungen an potenzielle Kunden und Käufer zu verschenken.
Nun ist das böse Erwachen da. Wie bringt man Menschen dazu, dass sie ab morgen bezahlen, für etwas das sie seit Jahren geschenkt bekommen? Unsere klare Antwort:
gar nicht. Jedes Unternehmen, das glaubt für bislang kostenlosen Content in Zukunft Geld verlangen zu können, wird eine Bauchlandung erleben. Und jedes Unternehmen, das in der Not nach gesetzlichen Regelungen giert, hat das System Internet nicht verstanden.
Nicht die kleptomanen Konsumenten sind das Problem – das Problem ist das Angebot. Unternehmen agieren in digitalen Kanälen zu langsam, zu uninteressiert und zu falsch. Lösungsansatz ist in der Regel das Verbot, die Einschränkung, das Nein. Aber Menschen agieren komplett anders: Positive Verstärkung führt ins Ziel. Warum, glauben Sie, gelingt es immer wieder, einen Produkt-Hype zu setzen? Tamagotchi, Playstation, iPod – weil Menschen diese neuen Gadgets haben wollen!
Es gibt einen zentralen Lösungsweg aus dem Dilemma: neue Hardware.
Wer ein innovatives, neues Gerät haben will (weil es alle haben wollen), ist bereit, seine Erwartungshaltung dem System, das dem neuen Gerät zugrunde liegt, anzupassen. Wer ein iPad haben will, muss den iTunes Store und seine Regeln akzeptieren. Und das neue Gerät bildet eine neutrale »Null«: Den Boden, auf dem alles steht und von dem aus sich die Konsumentenwahrnehmung entwickelt.
Auch wenn es vielen Meinungen nicht passt: Unternehmen tun gut daran, iPad & Co. so ernst zu nehmen wie ihre Gewinnwarnungen. Denn auch hier gilt wie immer: Wohl denen, die von Anfang an dabei waren …