Vertrauen. Ein großes Wort. Vertrauen kann man sich verdienen, es schenken und verlieren. Man kann sich jemandem anvertrauen, man kann sich aber auch trauen etwas zu wagen.
Vertrauen. Eine große Sache in unserem Leben. Denn ohne Vertrauen könnten wir unseren Alltag nicht meistern. Nach dem Medientheoretiker Luhmann kann Vertrauen als Mechanismus zur Reduktion von Komplexität, als riskante Vorleistung verstanden werden. Wie würde ich es zur Arbeit schaffen, wenn ich der Bahn nicht vertrauen würde, dass sie mich ans Ziel bringt? Wie könnte ich meinen Kaffee ohne Bedenken trinken ohne Angst zu haben, dass er mir schadet? Vertrauen macht unser Leben einfacher, es ist neben dem Vertrauen, dass ich den Tag unbeschadet überlebe, die Grundlage einer jeden sozialen Beziehung.
Doch Vertrauen ist nicht nur in unserem privaten Umfeld wichtig, auch in unserer Gesellschaft, in unserem System aus Kommunikations- und Informationsgesellschaft ist Vertrauen ein – wenn nicht der zentrale Punkt. Hier geht es um öffentliches Vertrauen, das die komplexe Welt für uns einfacher macht. Wir vertrauen öffentlichen Personen, Institutionen und Marken – manchen mehr und manchen weniger. Das Vertrauen, aber auch das Misstrauen, konstituiert und verändert sich in einem ständigen medienvermittelten Prozess.
Dass sich dieser schnell ändern kann, zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre. Die Vorwürfe der Lügenpresse hallten durch die Medienhäuser, nicht nur der privaten, sondern auch der öffentlich-rechtlichen. Menschen haben die Möglichkeit zu recherchieren, zu hinterfragen und sich auf unterschiedliche Weise zu informieren. Die Möglichkeit ist da. Aber wer nutzt sie wirklich? Wer recherchiert ein Thema stundenlang, informiert sich über unterschiedliche Kanäle und versucht jede Seite der Medaille zu betrachten? Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, in der jeder keine Zeit hat, in der unsere Aufmerksamkeitsspanne auf ein Minimum gesunken ist. Selbst wenn wir den Vorwürfen glauben, dass die Medien wirklich Lügenpresse betreiben, vertrauen wir doch wieder jemandem, der diese Vorwürfe überhaupt erst in den Raum gestellt hat. Vertrauen wir niemandem in unserem gesellschaftlichen System aus Kommunikation und Information, werden wir gefangen in einer Spirale aus Misstrauen. Nichts mehr ist tatsächlich wahr und nichts mehr tatsächlich falsch, solange es nicht mit den eigenen Augen gesehen wurde. Daher brauchen wir Vertrauen, um in unserer Gesellschaft zu bestehen.
Eine aktuelle Studie der Universität Mainz zeigt, dass die Anzahl der Menschen, die Medien in wichtigen Fragen eher oder voll und ganz vertrauen, seit 2008 gestiegen ist. Heute vertrauen 40 Prozent der Bürger den Medien voll und ganz, 29 Prozent vertrauen ihnen gar nicht. 40 Prozent klingt zunächst nach nicht viel, aber immerhin mehr als vor ein paar Jahren. Liegt der Anstieg an einer transparenteren Arbeitsweise der Medien oder an uns selbst? Donata Hopfen, die Vorsitzende der Verlagsgeschäftsführung der Bildzeitung sagt hierzu: »Unsere Welt wird immer komplizierter, das Bedürfnis nach sicheren, relevanten Quellen steigt.« Wir suchen also aktiv nach Akteuren, denen wir vertrauen können. Und ob wir vertrauen oder misstrauen hängt davon ab, welche Erfahrungen wir gemacht haben und was wir annehmen. Wieso vertrauen wir darauf, dass der Nachrichtensender die Wahrheit über die Geschehnisse in der Welt berichtet? Er ist glaubwürdig.
Glaubwürdigkeit ist ein Teilphänomen von Vertrauen. Akteure werden als glaubwürdig wahrgenommen, wenn die Erfahrung vorhanden ist, dass ihr kommunikatives Handeln der Wahrheit entspricht und dass es konsistent ist. Es muss also nicht nur wahr sein, sondern wir müssen uns darauf verlassen können, dass Kommunikation und Handeln durchgängig und widerspruchsfrei ist. Dies gilt nicht nur für Medien, sondern auch für Unternehmen. Denn mit jedem Kauf, jedes Mal, wenn wir Geld für etwas ausgeben, geben wir dem Unternehmen einen Vertrauensvorschuss. Ist es wirklich das Beste? Steht die Marke auch wirklich für ihre Werte ein? Vertrauen wir nicht darauf, kaufen wir nicht, wir wählen nicht und wir handeln nicht. Deshalb sollte und muss die zentrale Frage eines jeden Unternehmens sein: Wie schaffe ich es, dass mir die Menschen vertrauen? Wie schaffe ich es, dass ich nicht nur einer unter vielen bin, sondern jemand, mit dem sich meine Kunden identifizieren können, von dem sie wissen warum ich tue, was ich tue und wie ich es tue. Die Antworten auf diese Fragen findest du im nächsten Beitrag, vertrau mir!