STRATEGIE KONZEPT

Wie nachhaltig ist das Internet?

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tl;dr: Gar nicht.

»Das Internet produziert inzwischen mehr Emissionen als der weltweite Flugverkehr.«

Warum? Weil die inzwischen riesigen Datenmengen auf extrem großen Servern gehostet werden müssen. Diese wiederum müssen gekühlt werden und das benötigt Strom – das wiederum verursacht Emissionen.

Die Studie Clicking Clean von Greenpeace hat schon 2017 die größten digitalen Unternehmen bewertet. Unternehmen wie Google, Facebook, YouTube und Apple haben sich durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und sparsamen Technologien Bestbewertungen verdient. Weit abgeschlagen dahinter platzieren sich Netflix, Tencent und Pinterest.

Heißt das jetzt, dass man nicht mehr surfen darf? Nein. Aber man muss sich bewusst sein, dass online eben nicht emissionslos heißt.

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So klimaschädlich ist unser Digital-Konsum

Inzwischen gibt es viele Studien darüber, wie umweltschädlich verschiedene Aktivitäten im Internet sind. Dabei wird manchmal nicht die Einheit CO2 (Kohlenstoffdioxid) verwendet, sondern CO2e, was für »CO2-Äquivalent« steht.

Denn nicht nur das Kohlenstoffdioxid, sondern auch andere Treibhausgase wie z. B. Methan sind schlecht fürs Klima. Die Einheit CO2e dient also dazu, den Effekt anderer Treibhausgase aufs Klima mit dem CO2-Ausstoß vergleichbar zu machen.

Damit man eine Vorstellung bekommt, wie viele Schadstoffe alltägliche digitale Usecases ausstoßen, folgt hier eine kleine Übersicht:

 1 E-Mail versenden  0,001 kg CO2e
 1 Google-Suchanfrage  0,01 kg CO2e
 1 Stunde Netflix-Streaming  0,4 kg CO2e
 1 Jahr lang täglich auf Social Media posten  1 kg CO2e
 1 Jahr lang regelmäßig Laptop nutzen  25 kg CO2e
 Zum Vergleich: 1 One-Way-Flug MUC – FRA  47,5 kg CO2


Diese Zahlen beziehen sich lediglich auf die angegebene Nutzung und berücksichtigen nicht immer den nötigen Strom oder die Herstellung des nötigen Endgerätes – die Emissionen dafür kommen sogar noch on top.

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Wie kann ich nachhaltiger surfen?


1. Erst nachdenken, dann googeln.

Jede Suchanfrage verursacht 0,01 kg an CO2e – das summiert sich sehr schnell. Besser geht es über Ecosia: Die Einnahmen werden grün investiert. Damit ist die Suche nicht nur CO2-neutral, sondern entzieht durch die Aufforstungsprojekte noch zusätzliches CO2.

2. Telefonat statt Videocall.

Einfach mal die Kamera im Videocall ausschalten spart Daten. Noch besser ist der Griff zum Telefon oder Handy statt Videocall. So ein Video-Meeting ist nämlich extrem datenintensiv – und manchmal gar nicht notwendig.

3. Lieblingslieder herunterladen.

Streaming ist der größte digitale Klimafeind. Deswegen kann man viel einsparen, indem man sich seine Lieblingssongs einfach z. B. bei Spotify als Download verfügbar macht, statt dafür immer wieder die Server zum Glühen zu bringen.

4. Netflix kompensieren.

Hat man alle Staffeln von Breaking Bad gesehen, hat man so viel CO2e verursacht, wie wenn man 175 km mit dem Auto gefahren wäre. So richtig vermeiden ohne zu verzichten geht beim Binge-Watching aber nicht. Mit Anbietern wie z. B. PLANTYFLIX kann man sein Gewissen und die Umwelt dennoch bereinigen: Durch wenige Euro im Jahr kann man Aufforstung und grüne Investitionen unterstützen.

5. Cloud aufräumen.

Dienste wie Google Fotos oder andere Cloud-Anbieter sind super bequem – verbrauchen aber enorme Datenmengen. Alternativen dazu wären die guten alten externen Festplatten. Wer nicht so weit gehen will, kann sich trotzdem Gedanken machen, wie viel Serverlast er verursacht und vielleicht auf das ein oder andere Foodpic verzichten.

6. Low Impact Websites.

Inzwischen findet ein Umdenken statt. Die ersten Unternehmen beginnen, die Datenmengen ihrer Websites zu reduzieren. Das hat für die Unternehmen zwei Vorteile: Sie können sich im Nachhaltigkeits-Kontext positionieren und gleichzeitig die Performance ihrer Website optimieren – was sich positiv auf die Conversion auswirkt.

Ein Beispiel für Low Impact Websites ist organicbasics – ein nachhaltiges Wäschelabel. Die Marke hat eine Variante ihrer Seite erstellt, bei der sie komplett auf das Laden von Bildern verzichtet und so 70 % CO2e im Vergleich zu ihrer konventionellen Seite einspart.

Was eine Low Impact Website auszeichnet, worauf es bei ihrer Konzeption und Umsetzung zu achten gilt sowie alle Vor- und Nachteile der nachhaltigen Website-Version beleuchte ich in meinem nächsten Blogartikel.