Die Ruhe vor dem Sturm. Oder kann man es wirklich Ruhe nennen? Ich bin nicht wirklich ruhig, ich bin eher ... nennen wir es: hibbelig, aufgekratzt, nervös. Dieses typische flaue Gefühl am Tag vor dem ersten Arbeitstag im neuen Job. 

Wie werden die Kollegen sein?
Wissen alle, oder zumindest die meisten, dass ich kommen werde?
Wurde mein Schreibtisch überhaupt schon für mich vorbereitet?

Mal ganz ehrlich, wie viele Jobs hatte man schon und es war nichts, aber auch rein gar nichts vorbereitet. Der Neue hat keinen Platz, keinen Einarbeitungsmentor oder gar einen Computer. Wie oft habe ich das miterlebt, dass ein neuer Mitarbeiter kommt und keiner wusste Bescheid. Keiner konnte ihm helfen. Keiner hatte Zeit, denn man konnte sich seine Arbeit ja nicht vorher einteilen. Und jetzt ist er da. Der Neue. Und wie schaut der überhaupt aus. Oder vielleicht ist er ja doch ganz nett? Ich bin erst mal skeptisch.

Würde ich anders denken, wenn man mich vorbereitet hätte auf sein Kommen?

Zurück zu mir: An Schlaf war nicht wirklich zu denken. Jetzt ist er da, der erste Tag in der neuen Agentur. Meinem neuen Arbeitgeber. Das nervöse Gefühl und die Aufregung sind komplett weg. Völlig befreit vom »hibbelig« sein. Nicht. Man nehme das Gefühl vom Vortag mal 1000.

Ich freue mich auf mein Frühstück? Nein natürlich nicht. Wer kann an solch einem Tag frühstücken. Meine Wenigkeit auf gar keinen Fall. Normalerweise bin ich ein Typ, der vor vielen Leuten reden kann. Vor vielen Leuten auf der Bühne stehen, auch kein Problem. Aber der erste Tag ist irgendwie anders. Ich schwing mich mal nach draußen ins Auto. Eigentlich würde ich ja liebend gerne mit dem Fahrrad mich durch den Großstadtdschungel von Nürnberg begeben, aber es regnet und Regen kann ich einfach nicht leiden. Schon beim Fußballspielen früher war das so. Ich war und bin Schönwetterfußballer, Schönwetterradler, Schönwetter(ersetze es mit einer beliebigen Sportart deiner Wahl).

Im Auto geht’s dann in Richtung neuer Arbeitsstelle. Schaff ich es pünktlich? Gibt es Stau? War da nicht eine neue Baustelle? Egal, wird schon schief gehen. Natürlich hat man die gleichen Gedanken vom Vortag immer und immer wieder. Es hört einfach nicht auf. Oder vielleicht doch? Naja, zumindest im Moment noch nicht.

Kennt ihr das Gefühl, wenn man mit dem Auto von einem Ort zum anderen gefahren ist, sich danach aber nicht mehr an die Fahrt erinnern kann?

Ja, das Gefühl kenne ich jetzt auch. Keine Ahnung, wie ich es lebend hier zum Parkplatz geschafft habe. Dem Parkplatz, der gefühlt 5 km von der Agentur weg ist. Hoffen wir mal, dass das nicht jeden Tag so läuft.

Noch 15 Minuten Zeit. Also pünktlich geschafft. Perfekt.

Ich will nicht zu früh rein, könnte ja irgendwie komisch wirken, wenn man viel zu früh da ist. Pünktlichkeit auf jeden Fall. Aber extreme Pünktlichkeit? Mag nicht jeder.

So, noch 5 Minuten bis zur vereinbarten Zeit und ich lauf dann mal los. Die letzten Schritte zum ewigen Glück. Ok, etwas zu kitschig vielleicht. Aber ich freue mich jetzt, mit der Aufregung wird es besser. Treppen rauf und da ist sie … die Eingangstür. Es kann losgehen. Ein neuer, hoffentlich erfolgreicher und langer Abschnitt beginnt. Und jetzt rein …

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Ein strahlendes Lächeln kommt einem entgegen. Na, das geht ja schon mal ganz gut los. Auch das kennt man anders. Man kommt zur Tür rein und wenn man dann sein Anliegen mitteilt, dass man ja »der Neue« sei, entgleisen dem Gegenüber jegliche Gesichtszüge. Aber das Thema hatte ich oben ja bereits erwähnt. Da kann man lange darüber diskutieren, aber genug davon.

Bei arsmedium ist das aber komplett anders. Stellt euch das so vor: Man steht vor einem Tor, die Tür geht auf und ein »Wir haben auf dich gewartet« schreit einem entgegen. Okay, das war vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Ich will damit eben nur ausdrücken: Ich wurde freudig erwartet. Man wusste, dass ich heute komme. Ob denn der Schreibtisch dennoch vergessen wurde? Schauen wir mal …

Am Empfang werde ich von Martina begrüßt, welche ich schon vorab beim Vorstellungsgespräch und der Vertragsunterzeichnung kennenlernen durfte. Somit war es gar nicht mal verkehrt, gleich ein »vertrautes« Gesicht zu sehen. Natürlich stehen als erstes die organisatorischen Dinge an. Schlüsselübergabe, Stempeluhr (ja genau, so eine mit Stempelkarten – okay, ist ja alles digital hier, also mit Chip) und was ganz wichtig ist: Wo steht die Kaffeemaschine?

Ja ich bin ein Kaffeetrinker. Geworden. Als Jugendlicher habe ich Kaffee gehasst, wie konnte man das nur trinken. Aber naja, man wird ja älter. Und reifer. Man kommt eben auf den Geschmack.

Die organisatorischen Dinge sind erledigt, ab zum neuen Arbeitsplatz. Ein bisschen kommt das laue Gefühl vom Vorabend wieder hoch. Es sind nur noch wenige Schritte – werden sich meine Gedanken bestätigen? Hat man mich wieder vergessen? Werde ich auf einem Holzstuhl in der Ecke sitzen müssen? Gibt es überhaupt einen Stuhl? Und BOOOOOM – ich traue meinen Augen nicht: Der Arbeitsplatz ist komplett eingerichtet. Stifte, Notizblock, Stuhl (ja auch der wird gern mal vergessen) und der Computer ist voll funktionsfähig. Ich kann sogar auf alle Laufwerke zugreifen. Ich muss fast weinen, so glücklich bin ich. Darf ich jetzt weinen? Ok, ich verdrück mir die Tränen und mache auf seriös. Das kann ich gut.

Jetzt sitze ich da. An meinem neuen Arbeitsplatz und bin glücklich. Es kann also losgehen.

Die Aufregung ist weg, aber jetzt kommt ein neues Gefühl zum Vorschein: Planlosigkeit. Auch das Gefühl kennt ihr bestimmt. Man hat einfach die ersten Tage überhaupt keinen Plan. Von rein gar nichts. Oder doch? Ja okay, ich weiß wo die Kaffeemaschine ist. Und das Klo. Immerhin ein Anfang.

Den Vormittag verbringe ich mit Daniel, der mir ausführlich erst mal alle Prozesse erklärt. Lieber Daniel, danke dir dafür. Aber du wirst es mit Sicherheit noch ein paar Mal machen müssen. Kollege Matthias ebenso. Toll so ein »Neuer«, oder?

Im Grunde genommen passiert eigentlich nicht mehr viel. Nach der Mittagspause geht es weiter mit erklären, erklären, erklären.

Und dann kommt ein weiteres Highlight: Der berühmte Rundgang durch die Firma. Kennt ja eigentlich fast jeder. Man wird jedem Kollegen vorgestellt. Hände werden geschüttelt. »Hi ich bin Philipp«, »Hey, ich bin XXX, viel Spaß bei uns«. Es werden weitere, gefühlte 2 Millionen Hände geschüttelt. Konnte ich mir einen Namen merken? Naja, vielleicht einen. Aber auch wirklich nur einen.

Aber es war dennoch gut. Alle Kollegen wirken entspannt und aufgrund einer Ankündigung im internen Netzwerk wussten auch wirklich alle Bescheid, dass ich kommen werde. Und waren somit auch vorbereitet.

Es ist wirklich eine Premiere für mich. Alle wussten Bescheid, alle waren vorbereitet. Liebe Arbeitgeber da draußen: Nehmt euch ein Beispiel. Es gibt nichts Schlimmeres als ... ich habe es oben mehrfach erwähnt.

Feierabend.

Aber auch wirklich Feierabend. Ich komme zuhause an, esse noch was und falle nach ca. einer Stunde komplett geschlaucht ins Bett. Lag wohl an den Gefühlen, den Eindrücken oder der Freude, einen guten Start gehabt zu haben!